Petri Heil (I)

Rotauge
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1. Teil: Rückblende

Peter Heil hat das getan, was alle getan haben. Aber keiner traute es sich zu sagen. Er hat „Die Schwarzwaldklinik“ geschaut.

Hängen geblieben von dem seichten Spektakel ist dabei nur eins: Die Szenen, in denen der junge Dr. Brinkmann mit seinem Freund Vollmers beim Angeln war. Zwei Männer – Kerle wie Bäume – stehen gemeinsam am Ufer eines Schwarzwald-Sees und:

Sie schweigen.

Sie schweigen sich Ihre Probleme mit den Frauen – besonders Schwester Christa und Lernschwester Elke haben es den beiden angetan – von der Seele. Und sie verstanden sich dabei. Das stand völlig außer Frage. „Das ist eine ganz besondere Stufe der Freundschaft. Auf dieses Niveau will ich auch eines Tages gelangen“, sagte sich Peter.

Nun, die Schwarzwaldklinik schloss ihre Pforten, andere Serien kamen, er setzte andere Prioritäten, aber das Bild der großen, angelnden Schweiger blieb immer in seinem Hinterkopf. Das Leben nahm seinen Lauf. Peter schloss das Studium ab, bekam eine Stelle, heiratete, die Kinder kamen und alle lebten glücklich und zufrieden. Nur eines blieb unerfüllt. Diese Sehnsucht, einmal mit seinem besten Freund in die nicht vorhandenen unendlichen Weiten der Umgebung zu schauen.

Und dabei zu schweigen.

Und sich verstehen.

Schweigendes Verstehen. Mit einer Angelrute in der Hand.
Schweigendes, angelndes sich verstehen.

Nun trug es sich zu, dass Peter Heils 40. Geburtstag nahte. Er bekam schon Monate vorher die Krise. Nicht wegen der Rundung der Zahl, nein. Er wusste jedes Jahr kaum was auf die Frage: „Was wünschst du dir denn?“ zu antworten. Meist lief es dann auf Buch oder CD hinaus, was wirklich gut und schön ist. Aber auch ein wenig langweilig. Immerhin besser als Socken, Schlips und Schlüpfer, die er mit Vorliebe von Mutter und Schwiegermutter geschenkt bekam. „Dieses Jahr muss das anders werden.“ Und so fand sich auf seinem Wunschzettel folgendes wieder:

• Einrad,
• Trikot seines Lieblingsvereins
• Beflockung desselben mit seinem Namen (Der HEILsbringer, sozusagen)
• Zigarre

Er bekam alles. Und noch viel mehr. Seine Frau, die um seine Sehnsucht wusste, schenkte ihm eine Angelrute sowie eine Ausgabe des Fischerfachmagazins „Rute und Rolle“.

Klasse. Sein geheimster Wunsch schien in Erfüllung zu gehen. Er malte sich sofort aus, wann und mit wem er die Angel zum Einsatz bringen würde.

Doch leider haben die Behörden vor das Schweigevergnügen die Angelverordnungen gesetzt. Ohne Angelschein geht in Deutschland nämlich gar nichts. Die Recherchearbeit, welche Schritte wann, wie, wo einzuleiten sind, schreckten ihn erst mal ab.

Für den anstehenden Dänemark-Urlaub wurde die Angel zwar eingepackt, aber der Freund, der für das gemeinsame Schweigen dringend benötigt wird, fehlte leider. Und so richtig mit der Angel umzugehen, wusste er auch nicht. Also kam das Gerät unbenutzt wieder aus Skandinavien zurück und wanderte in eine dunkle Kellerecke. Immerhin diente es dort diversen Spinnen als Rahmen für ihre Netze (was auch ein reizendes Bild abgab.)

Vermutlich wäre die Angel dort verrottet, hätte nicht gut zwei Jahre später sein bester Freund angerufen….

w.f. (wird fortgesetzt;-) in:

Petri Heil (II)

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