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In den unendlichen Weiten  Kanadas, dort wo die Wälder rot-gelb oder schneeweiß gefärbt sind und einsame Blockhütten idyllisch an glasklaren Seen liegen, hinterlassen Elche und vor allem Bären nachhaltig Eindruck. Kommt man hingegen in die ebenfalls zahlreichen Nationalparks Quebecs und stellt sein Gefährt auf großen Besucherparkplätzen an mit WLAN und WC versorgten Besucherzentren ab, so nimmt man die Tafeln mit den Verhaltensegeln für ein Zusammentreffen mit Bären doch eher wie den vorsorglichen, nordamerikanischen Hinweis wahr, frischgeduschte Hamster besser nicht in der Mikrowelle zu trocknen.

Das Naturerlebnis ist dennoch beeindruckend, der Blick, den man nach 4 Kilometern Aufstieg vom Mont du Lac-des-Cygnes, der  auf dem Rand eines riesigen Kraters liegt, der wiederum vor Abermillionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstand, atemberaubend. Die Zahl der Smartphonefotos schnellt in die Höhe.

Als wir wieder absteigen, sind kaum noch Leute unterwegs. Wir gehen eine ganze Weile bergab, betrachten Streifenhörnchen am Wegesrand, als uns ein junger Mann entgegenkommt. Offensichtlich aufgeregt redet er laut und schnell auf französisch und – nachdem wir verständnislos schauen (excusez. M. Mahnert) – auf englisch auf uns ein. Ob wir unser Bärenspray dabei hätten. Er wäre weiter unten nämlich einem begegnet. Der hätte auf einem Stein gesessen. Groß wie eine Kuh (der Bär, nicht der Stein). 

Spray haben wir natürlich nicht dabei. Weder Deo geschweige denn welches für oder gegen Bären. Aber wir erinnern uns gemeinsam an die freundlichen Hinweise am Parkeingang. Laut reden, singen, Geräusche machen und hoffen, dass der von Natur aus menschenscheue Schwarzbär dadurch schon das Weite sucht. Also smalltalken wir drauf los. Laut, schnatternd und dabei vor allem permanent in die Hände klatschend, den Blick dabei in einer Mischung aus Sorge und Neugier immer nach links und rechts wendend, arbeiten wir uns bergabwärts. Fast finde ich es schade, den Bären auf diese Weise auf Abstand zu halten. Hätte sich schon cool gemacht, so ein Meister Petz auf den Urlaubsfotos.

Aber je länger wir quatschen und klatschen, desto mehr fühle ich mich an die Szene aus Indiana Jones und der Tempel des Todes erinnert, in der Indy die Club-Sängerin Willie vergackeiert, indem er sie Stöcke klappernd ins Unterholz schickt, um irgendwelches Viehzeug zu vertreiben. Und so sind wir nach 15 Minuten am Ende des Weges froh, nicht vom Team der versteckten Kamera begrüßt zu werden, aber um eine Anekdote reicher zu sein – auch ohne Bär. 

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