Ich hatte doch von diesem fehlenden Elektrobauteil erzählt, das die Fertigstellung meines Adventskalenderbausatzes verhindert hat. Mein persönlicher BER sozusagen. Sie erinnern sich?
Ganz so schlimm Wie beim BER kam es dann aber doch nicht. Es begab sich nämlich zu der Zeit, dass ich doch noch mal in die große Stadt kam und dem Elektobauteilehändler meines Vertrauens einen Besuch abstatten konnte. Elektrobauteile gab es dort früher wie Schüttware in großen und kleinen Schütten, die wiederum in endlos langen Regalen lagerten. Heutzutage muss man dafür zum Fachmann an die Kundentheke.
Ich bin nervös. Schließlich möchte man sich vor dem Experten nicht als elektronischer Laie outen, der Schaltpläne nur stumpf gemäß Schaltplan eines Adventskalenders zusammenstöpselt, aber in Wahrheit keine Ahnung von der Funktionsweise der kleinen feinen Teilchen hat.
„Ich brauche einen Elektrolythkondensator. 100µF!“ kam es mir so locker von den Lippen, als würde ich tagein tagaus nichts anderes bestellen.
Mein Gegenüber lässt mich aber mit einem: „Welche Spannung soll daran liegen?“ ebenso locker abtropfen. Ich werde rot, kurz, entsinne mich aber schnell der zwei 1,5 Volt Batterien, die ich in meiner Schaltung verbaut habe, und kontere: „Drei“.
Der Elektromeister wälzt Seiten in einer Inventarliste, schlurft nach hinten und kommt mit irgendetwas zwischen Daumen und Zeigefinger wieder aus dem Lager. Das Irgendetwas wird nebst Beipackzettel mit aufgedrucktem Barcode in einen Plastikcontainer von der Größe eines Bandes von Meyers Lexikon gelegt und dieser anschließend versiegelt. Damit marschiere ich zur Kasse.
Ich kenne diese Boxen als Diebstahlsicherung, damit kleine, relativ wertvolle Gegenstände nicht einfach so in der Hosentasche verschwinden können. Sehr effektiv. Einfach zu öffnen sind sie auch nicht. Selbst für das autorisierte Personal an der Kasse nicht, dessen Spezialwerkzeug nicht zum Ziel führt. Eine Kollegin muss mit einer Haushaltsschere zur Hilfe eilen und mit vereinten Kräften wird der Elektrolytkondensator schließlich nach mehrminütigem Kampf aus seinem Safe befreit, der Barcode gescannt und mir die Rechnung präsentiert:
„Acht Cent“